German Landscapes Revisited
German Landscapes Revisited besteht aus 80 Diarahmen, die ich aus alten, gefundenen Urlaubsdias der 1960er und frühen 1970er Jahre neu zusammengesetzt habe. Diese Aufnahmen zeigten zunächst genau jene deutschen Landschaften, die auch meine eigene Kindheit geprägt haben: Berchtesgaden, die Rheinlandschaft, Wälder, Hügel, Ausflugsziele. Orte, an denen man mich als Kind vor eine Kulisse stellte, damit eine Erinnerung daraus werde.
Als ich diese Dias Jahrzehnte später in Händen hielt, war das Erlebnis sofort vertraut: ein Wiedersehen mit einem bestimmten Blick auf Deutschland — geordnet, idyllisch, brav, manchmal fast prototypisch. Doch statt sie zu archivieren, entschied ich mich dafür, sie zu zerlegen. Ich schnitt die Bilder auseinander, trennte Himmel von Hügeln, Wege von Flüssen, Figuren von Landschaften. Aus diesen Fragmenten montierte ich neue Bildräume, die nicht mehr eindeutig verorten, was „Deutschland“ in diesen Bildern einmal war.
Die Arbeiten sind deshalb nicht als einzelne „Timeslices“ zu betrachten — nicht als eingefrorene Momente eines Urlaubsfotografen, sondern als Verdichtungen verschiedener Ebenen: mehrere Orte, mehrere Zeiten, mehrere Erinnerungen, die in einer einzigen Montage zusammenkommen. Vielleicht nähert sich diese Struktur eher dem, was Erinnerung tatsächlich ist: kein festes Bild, sondern eine Art innerer Kurzfilm, der beim Betrachten für wenige Sekunden abläuft — in Überblendungen, Schnitten, Sprüngen.
German Landscapes Revisited untersucht damit stereotype Vorstellungen deutscher Landschaften und stellt die Frage:
Sind diese Neukonstruktionen noch Landschaften? Sind sie noch deutsch? Oder entsteht im Prozess der Dekonstruktion und Neuordnung ein völlig anderes Bild — eines, das ebenso viel mit persönlicher Erinnerung zu tun hat wie mit kollektiver Vorstellung?
Die Serie wurde erstmals 2019 in der Jahresausstellung Lübecker Künstler im Schuppen 6 gezeigt.